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Dieses Buch mit dem provokanten Titel gibt insofern »süße« Botschaft, als ein evangelischer Theologe, ja der Bischof selbst, »sine vi sed verbo« (ohne rechtliche Gewalt - nur mit der Überzeugungskraft des Wortes) echte österreichische Schmankerln aus dem Metier heimischer Konditoren und Chocolatiers gustiert und lobpreist. Es sind dies lauter Produkte und Marken, die sich tief im kollektiven Gedächtnis der Österreicher und Österreicherinnen eingeprägt haben.
Während der Autor die Marken- und Firmengeschichten mit den Methoden des Historikers und Sozialwissenschafters recherchiert, interpretiert er als Theologe die Symbolik der Markennamen, der Geschmacksrichtungen, der Formen und überträgt diese auf Allgemeingültiges, Sinnstiftendes und natürlich Christlich-Religiöses. So enthalten die Kapitelüberschriften bereits die ersten diesbezüglichen Hinweise: »Lässt Gott im Regen stehen?« (für die Schokoschirmchen von Küfferle), »Gerechter Friede statt gerechtfertigter Krieg« (für die Schwedenbomben von Niemetz), »Die bittere Geschichte Österreichs« (für die Wiener Zuckerln von Heller). Österreichische Geschichte fokussiert sich in der Firmengeschichte der Familie Heller, deren Mitglieder ursprünglich dem jüdischen Glaubens angehörten: Große Integrationsleistungen der Donaumonarchie für Zuwanderer, zunehmender Assimilationsdruck und Ausgrenzung während der Ersten Republik … Das heutige Wien ist für den Nachfahren André: »A Taschenfeitl unter einem Himmel aus Marzipan.« Wo sind die Integrationsleistungen des heutigen Österreich, wie süß schmecken heute demokratisches Bewusstsein und Toleranz? Heutige wirtschaftspolitische Entwicklungen und das wechselhafte Spiel der Globalisierung erfährt beispielsweise die Firma Haas: Die Produktion der PEZ-Pastillen war in den 70ern nach Connecticut/ USA verlegt worden, jetzt ist der Produktionsstandort wiederum in Traun, Oberösterreich, für den Autor zeigt sich in dieser Flexibilität auch ein Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und verantwortungsvoller Kleinräumigkeit; Globalisierung ist also keinesfalls nicht unumkehrbar. (Übrigens entsteht die Bezeichnung PEZ aus dem ersten, dem mittleren und dem letzten Buchstaben des Wortes Pfefferminz.) Natürlich muss vom Autor aus Sorge um den Erhalt des irdischen ‚Paradieses’ auch darauf hingewiesen werden, dass Süßes auf ökologisch verantwortungsvolle Weise hergestellt werden könnte, wie es z.B. die Fair-Trade- und Bio-Produkte der Firma Zotter zeigen; auch die so genannte »100-Meilen-Diät«, die einheimische Produkte vor weit her gereisten empfiehlt, ermöglicht verantwortliches Konsumieren von Süßem – denn wo bliebe zukünftig der Honig, wenn das durch die Belastung der Umwelt entstandene Bienensterben nicht aufgehalten wird? Neben vielen anderen heimischen Gustostückerln ist für den Autor natürlich das Titel gebende Bischofsbrot aus der Konditorei Aida ein ganz besonderes, die Kapitelüberschrift (»Brot für die Herde – Kuchen für alle?«) weist auf die christliche Utopie hin, die Utopie einer egalitären Gesellschaft, die nicht spezielles Brot »für« den Bischof, sondern süßes Brot vom Bischof für alle bereit hält. Mit den Nougatwürfeln »Ildefonso« (Bischof von Toledo, 8.Jh., Namengebung durch den Chocolatier Victor Schmidt im Jahr 1880) wird ein anderes Mal eine Süßspeise mit einem Bischof in Zusammenhang gebracht – ein rein zufälliges Zusammentreffen? Jedenfalls ist das Buch vergnüglich zu lesen, macht Appetit auf Süßes und wirkt in seiner durchaus irdischen Sinnesfreudigkeit nahezu himmlisch.
Mag. Brigitte BÜNKER ist stv. Chefredakteurin und Fachbereichsredakteurin für den Schulbereich und die Lehrer/innenbildung in Wien.
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