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Kritische Anmerkungen zum Grammatikunterricht im Fremdsprachenunterricht
In diesem Artikel möchte ich einiges Kritisches über die Didaktisierung grammatikalischer Erscheinungen in der Sprachunterrichtspraxis bemerken. Fast alle Lehrbücher für DaF/DaZ konfrontieren den Schüler, wenn es um Grammatik geht, mit den komplizierten Ausnahmen, anstatt leicht verständliche Regeln einzuüben. Dies hemmt den Lernprozess, weil es ihn unnötig schwierig macht, und verunsichert den Schüler unnötig. Ich möchte diese Problematik an einigen praktischen Lehrbuchbeispielen darstellen und danach die Gründe erläutern, warum es zu dieser »Verdrehung« des Einfachen durch das Schwere kommt. Dies führt mich am Ende des Artikels zu der These, dass Grammatik - zumindest in der Gestalt, wie sie die Lehrbücher vorgeben - noch zu sehr an der Tradition des Latein- und Griechischunterricht gebunden ist und als Ganzes einer Reform bedarf.
Deutsch ist, wie ich einmal gehört habe, angeblich die sechst schwerste der staatstragenden Sprachen in Europa: Ungarisch, Finnisch, Russisch, Polnisch und Estnisch weisen mehr Grammatik auf (z.B. 15 Kasus im Finnischen). Aber Grammatik ist mehr als die Summe eines zu befolgenden Regelwerks. Wenn man von Grammatik spricht, spricht man auch von Ausnahmen. (1) Das lästige »Kleingedruckte« wird seltener gezählt als das Regelwerk. Zunächst einmal gilt es zu postulieren, dass Grammatik, so wie sie im Fremdsprachenunterricht gelehrt wird, ein Konstrukt ist. Kleine Kinder, die eine Sprache als Erstsprache lernen, lernen nicht die Grammatik, sie hören den Eltern zu und imitieren sie; dabei kristallisiert eine Sprachstruktur aus, die zwar jenseits des Bewusstseins liegt, aber doch eingehalten wird. Aus dem Sprachmaterial kommt eine gewisse Sprachstruktur. Jemand, der Deutsch als Fremdsprache lernt, geht den anderen Weg. Er beginnt bei der Grammatik und schließt von den Regeln auf die Form bestimmten Sprachmaterials. Allerdings muss auch ein Kind wie ein Deutsch lernender Ausländer in vielen Fällen die Ausnahmen memorieren. Dreijährige Kinder machen, je nach Sprachbegabung, bis zu 8% falsche Sätze. (2). In der regellosen Ausnahme treffen sich gewissermaßen die Lernbemühungen zweier verschiedener Lerntypen: Diejenige des die Grammatik nicht benötigenden Kindes und diejenigen des die Grammatik zu Hilfe nehmenden Ausländers. Grammatik ist ein Gerüst der Linguisten, die sie um die Sprache gebaut haben und das mit seinen Tabellen und Verblisten dem Beispiel der Grammatikalisierung des Lateinunterrichts augenscheinlich folgt. Typisch für das Konstrukt »Grammatik« scheint die Polarität zwischen Regel und Ausnahme zu sein. Diese Polarität schmiegt sich gut an die klassischen Sprachen Lateinisch und Griechisch an, die zahlreiche Ausnahmen kennen, aber würden eine eher ausnahmearme Sprache wie Türkisch weniger gut beschreiben. Die Übertragung dieses Modells »Grammatik« auf andere Sprachen ist oft unvollständig, was gewissermaßen neue Ausnahmen schafft. Übertragungsunschärfen. Mehr noch: Nicht alle Phänomene der Sprache lassen sich auf eine grammatikalische Regel reduzieren. Wann das deutsche Verb Akkustativ benötigt, wann Dativ, dafür gibt es keine Regel (auch in den klassischen Sprachen nicht), die dies komplett prognostizierbar macht. (3) Der deutsche Artikel ebenso wie das Binde-S, das für die deutsche Wortbildung so wichtig ist, bleibt jenseits des klassischen Regelwerks. Warum heißt es »Braut-kleid«, aber »Hochzeit-s-torte«? Manches lässt sich mit der klassischen Grammatik zwar annäherungsweise beschreiben, behält aber einen gewissen unverständlichen Beigeschmack: »Ich gehe baden«. Offensichtlich wird »gehen« hier wie ein Modalverb gebraucht. Jedoch sollten Modalverben einen gewissen Modus ausdrücken (»ich kann singen«, »ich muss singen«), was »gehen« hier eindeutig nicht macht. (4) Auch der Verdacht, dass Verben der Bewegung speziell die Fähigkeit hätten, ein Verb anzuschließen, das ein Ziel der Handlung ausdrückt, geht in die Irre, denn »ich laufe baden« ist falsch. Sind Ausnahmen also nichts weiter als eine Theorielücke? So einfach liegen die Verhältnisse nicht. Trotzdem lenkt dies vielleicht die Aufmerksamkeit darauf, dass Ausnahmen nicht nur sprachimmanent sein müssen (»ich gehe« / »ich ging«), sondern auch aus der Sprachbeschreibung selbst erwachsen können. Aber es wäre natürlich unvollständig, Ausnahmen nur darauf zu reduzieren.
Zunächst einmal muss man vorbringen, dass Unregelmäßigkeit und Ausnahmen nicht immer das gleiche sind. Unregelmäßigkeit wird im täglichen Lehrer-Schüler-Dialog meistens auf Verben bezogen, während Nomen und Adjektive eher Ausnahmen kennen. Der Sprachgebrauch ist unscharf. Der Plural von »Kaktus« ist »Kakteen«. Die Bildung dieser Form ist mit den üblichen Regeln nicht vorhersagbar und gilt als »Ausnahme« und nicht als »unregelmäßig«. Verben dagegen werden größere Lizenzen in der deutschen Sprache gegeben, weswegen ihnen ein gesondertes Wort (»unregelmäßig«) betreffs schwieriger Formen zugelegt wird.
Die Frage, die ich hier stellen möchte ist: Wie ordnet man Ausnahmen innerhalb der Progression des Sprachenlernens ein? Soll der Lerner möglichst früh oder spät damit konfrontiert werden? Offensichtlich früh, denn Form und Inhalte der Grammatik, die in Lehrbüchern für Fremdsprache zu finden sind, lassen genau das erkennen. Lehrbücher konfrontieren die Schüler ständig und rasch mit den Ausnahmen. Implizit könnten dem folgende Argumentation zugrunde liegen: Ausnahmen stehen im Zentrum des Spracherlernen, weil ihnen besondere Wichtigkeit zukommt. Natürlich muss jemand, der eine Sprache lernt, quasi »alles« lernen, regelmäßige und unregelmäßige Formen. Aber es könnte beim Erstellen einer sinnvollen Lernprogression wichtig sein, den Schüler möglichst früh mit diesen Ausnahmen zu konfrontieren, damit ihm ausreichend viele Gelegenheiten geboten werden, diese schwierigen Formen zu erlernen und zu repetieren. Wie seltsam zumindest wäre es, wichtige Formen wie »sein« / »ist gewesen« - da sie eine Ausnahme darstellen - erst am Ende einer Lernprogression zu präsentieren. Für die Kenntnis der Ausnahmen spricht oft ihre Frequenz.
Blicken wir einmal auf die gängige Praxis der DaF-Lehrbücher, ohne dass ich den Ehrgeiz hätte, alle Lehrbücher flächendeckend zu bearbeiten. Es geht mir viel mehr darum, ein Problem zu benennen, das jedem Lehrer für Fremdsprachen schon einmal begegnet ist. Einige Bücher also mögen bezüglich dieses Problems bessere, einige andere noch schlechtere Lösungen gefunden haben.
»a -ä: lang-länger
Dass »gut-besser« als wirklich herausragende Ausnahme genannt wird, das mag man nachvollziehen. Aber was wohl als erklärender Überblick gemeint war, ist eine Aufzählung von Ausnahmen statt der Regel. »schmal -schmaler« ist, was die Formbildung angeht, eine Ausnahme, »dunkel - dunkler«, »teuer-teurer« (9) und »hoch -höher«, was die Rechtsschreibung betrifft. Mehr noch: Die Aneinanderreihung von »schmal - schmaler« und »langsam -langsamer« verdunkelt die recht einfache Silbenregel, die besagt, dass einsilbige Adjektive einen Umlaut erhalten. Inhaltlich ist der »Kasten« natürlich nicht falsch, aber würde man nur anhand dieses Kastens zu verstehen versuchen, was Regel und was Ausnahme oder ob es überhaupt eine Regel gibt, würde dies recht schwer fallen. Es bleibt dann letzen Endes Aufgabe des Lehrers, Ordnung zu schaffen. Wäre es nicht sinnvoller, wenn man den Schüler mit der Regel konfrontierte, die sogar recht leicht selbst vom Schüler zu eruieren wäre (»schwach - schwächer«, »jung - jünger«, »kalt - kälter«) und man die Ausnahme entweder auf ein anderes Kapitel oder zumindest auf einen späteren Zeitpunkt verschieben würde, wenn die Regel verstanden und die passende Zeit eingeübt wurde? »Die meisten Verben bilden das Perfekt mit haben. Lernen Sie das Perfekt mit sein: fahren -ist gefahren; laufen - ist gelaufen; fliegen - ist geflogen; bleiben - ist geblieben; passieren - ist passiert - sein -ist gewesen«
Statt sich auf die Verben mit »haben« zu beschränken, deren Verständnis zunächst ein wichtiger Lernschritt darstellen würde, fügt das Buch auch noch die Verben mit »sein« im Perfekt bei: Doch die anhand genügend Beispiele verstehbare Regel der Verben der Bewegung mit »sein« im Perfekt lässt sich aus diesen Beispielen nicht ablesen. Mit »sein«, »bleiben«, »passieren« (»werden« fehlt noch) sind die größten Ausnahmen in der Perfektbildung aufgezählt und unter einer Gruppe von Verben gemischt - die der Bewegung - die eigentlich eine recht klare Regel kennen. Wiederum bleibt es am Lehrer hängen, Ordnung in eine unordentliche Präsentation von Regeln zu bringen. Sinnvoller wäre es dagegen, Schritt für Schritt die einzelnen Bildungsgruppen des Perfekts zu erlernen. Perfekt ist für viele Tausende Verben im Deutschen leicht: »machen - ich habe ge-mach-t«. Warum übt man dieses Bildungsmuster nicht zuerst ein, anstatt mit »ich bin geblieben« zu starten?
Woher kommt das, dass Ausnahmen wichtiger sind als Regeln oder zumindest dem Schüler präsenter gemacht werden? Ich kann nur einige Vermutungen anstellen. Ist es ein Phänomen, das man als didaktischen »Dammbruch« bezeichnen kann? Wenn das Wort »Relativsätze« fällt, dann muss der ganze Relativsatz behandelt sein. Er ist »dran« und dann »schwappt« er in Gänze über die Buchseiten. Befriedigen die Lehrbücher etwa gar nicht die Interessen der Schüler, sondern eher die der Lehrer, indem sie ihnen Raum verschaffen, schwierige Dinge zu erklären? Das Buch stiftet womöglich die gewollte Verwirrung beim Schüler, die der Lehrer dann beheben kann. Im Aufgabenteil werden lieber die Ausnahmen exerziert als der Normalfall. Die idealisierte Erwartung ist, dass ein Schüler die Ausnahmen genauso leicht aufnimmt wie die Regeln. Wenn Schüler nicht verstehen, dann kann es an Faulheit, Dummheit oder an falschen »Lernstrategien« (10) liegen, die der Schüler zeigt. Abgefragt in Klausuren, das weiß sicher jeder aus eigener Erfahrung, werden sehr oft lieber die Ausnahmen als die Regeln: Möglichst knifflige Sätze mit raren Konstruktionen unter dem Schlagwort »Transferaufgabe«. Ein Schüler, - und das scheint das deutsche Didaktikverständnis zu sein - der alles, was im Unterricht gelehrt wurde, verstanden hat, ist in den Augen deutscher Pädagogen ein mittlerer oder ein gar mittelmäßiger Schüler. Die Schule sortiert die Bevölkerung (Hauptschule, Realschule, Gymnasium), aber auch innerhalb der Klasse identifiziert sie den Klugen und den nicht so Klugen per Note. Die Sortierfunktion der Schule wird anhand Aufgaben etabliert, an denen ein Teil der Schüler scheitert. (11) Das mag vielleicht in den deutschen Schulen seine Berechtigung haben, aber sollte nicht zwangsläufig die Lernwelt eines Ausländers im DaF/DaZ-Unterricht prägen, denn der ist ein guter Schüler, wenn er die Regeln versteht. Manifestiert sich in der Wichtigkeit der Ausnahme eine unangemessene Pädagogik? Dann wären die Lehrbücher nichts weiter als eine Fehlerproduktionsmaschine mit dem Ziel der Selbstermächtigung des Lehrers! Aber Fehler haben auch ihren Zweck, könnte man einwenden; sie zu produzieren kann doch nicht falsch sein, denn aus Fehlern kann man lernen. Vielleicht auch nicht: Aus der Fehlerkorrektur geht selten Fehlerfreiheit hervor, (12) aber doch die Botschaft an den Schüler: »Du brauchst mich noch«.
Ausnahmen haben natürlich ihren Platz in der deutschen Sprache und deswegen auch im Sprachenlernen, aber sie sollten erstens nicht die Regel verdunkeln, zweitens nicht das Üben der Regel behindern und drittens nicht das Gefühl vermitteln, dass Deutsch undurchschaubar ist. Nick C. Ellis hat bemerkt, dass die Schwierigkeit für einen Schüler, eine Sprache zu erlernen, im Folgendem bestehe: »Simple associative learning mechanisms are exposed to complex language evidence«. (23) Dieser »Lernmechanismus« lässt sich am besten so beschreiben: Wer eine Grammatikregel lernt, sucht im sprachlichen Material nach »Auslösern«, die diese Grammatikerscheinung nach sich ziehen. Ein Schüler schloss einmal aus Sätzen wie »Ich kaufe einen Kuchen«, »ich esse einen Hamburger«, »ich bestelle einen Salat«, dass der Akkusativ im Deutschen mit Esswaren verbunden sei. Es dauerte eine Zeitlang, bis ich im Unterricht dahinter kam, warum er in einem Falle (wenn es um Möbel ging) keinen Akkusativ anwendete und im anderen (bei Essen) dies aber korrekt tat. Sprachelernen, genauer Grammatiklernen, heißt Auslöser erkennen und setzen können. Ein simpler Prozess augenscheinlich, wenn er »simple« Lernmaterie bearbeitet. Kann ein Lehrer aber diesen Auslöser nicht angeben, gilt die Grammatik als unverständlich. (Warum heißt es: »Ich frage den Mann«, aber »ich antworte dem Mann«?). Je einfacher man die sprachliche Umgebung hält, desto besser wird es dem Lerner gelingen, den normalen Auslöser zu finden (im A1-Bereich: der Akkusativauslöser = der dem Verb nachgestellte Artikel). Auf dieser Stufe, diesen Auslöser zu finden und diesen zu variieren, ist bereits eine große Leistung. Stellt man also einen Schüler in die Welt der Ausnahmen - wo Auslöser Legion sind und unzuverlässig - wird dieser grundsätzliche Lernmechanismus wenig Erfolg haben.
1: Ich setze in diesem Aufsatz Grammatik mit Regelhaftigkeit gleich. Ich bin mir einer gewissen Vereinfachung des Sachverhalts bewusst. Maria Teresa Guasti (2002) weist in ihrem Buch »Language acquisition. The growth of grammar« (Cambridge) darauf hin, dass Teil der Grammatik auch »constraints” («Hemmnisse” ) (S.8) sind. 2: Und das sogar in der grammatikärmeren Sprache Englisch. Vgl.: Steven Pinker: Language acquisition. S.9. Quelle online: http://cogsci.soton.ac.uk/~harnad/Pap ers/Py104/pinker.langacq.html 3: Die Trennung zwischen Dativ = indirektem Objekt und Akkusativ = direktem Objekt ist für den DaF/DaZ-Unterricht wenig nützlich, bzw. nur bei zwei Satzobjekten anwendbar (Warum ist bei »ich gratuliere dir« das »dir« indirekt? Man dankt doch »direkt« ?!). Im Altdeutschen drückte der Akkusativ das Ziel einer Handlung aus und der Dativ die Richtung einer Bewegung (heutzutage mit »zu« ausgedrückt). Im heutigen Kasusgebrauch (»ich gebe dir den Brief«) spürt man durchaus noch die Richtung, die der Dativ einmal anzeigte. Es gibt andere Erhellungsversuche. So meint eine alte, aber gar nicht so unkluge Grammatik - George Curme(1922): A grammar of the German language. London -, dass der Akkusativ eine Tendenz hat, Objekte »äußerlich« zu betreffen, der Dativ, wenn er nicht mit einem weiteren Akkusativ verbunden ist, aber »innerlich« (S.494): »Mir wird schlecht« , »ich vertraue dir« / »ich trete dich« , »ich hebe den Stuhl« . Ausnahmen lassen sich allerdings finden. 4: In der altniederdeutschen Sprache wurde Akkusativ manchmal mit intransitiven Verben der Bewegung benutzt, um ein Ziel auszudrücken. So heißt es im Heliand (4495,7): »He scolde gifaren his father odil« (»Er sollte zum Haus seines Vaters gehen«). Diese Erscheinung hat sich in der obigen Formulierung erhalten. 5: Vgl.: Rod Ellis(1997): Second language acquistion Oxford. S. 88. 6: Vgl.: Stephen Krashen (2009): Principles and practice in second language acquisition. Internet edition. S. 19. 7: Zur sprachhistorischen Entwicklung siehe: Gerhard Aust(1971): Über den Umlaut bei der Steigerung. In: Wirkendes Wort 21, S. 424-431. 8: Sprachhistorisch wurde im Mittelhochdeutschen die Steigerung ohne Umlaut gebildet und es gab wenige Adjektive mit Umlaut. Dieses verkehrte sich im Laufe der Sprachgeschichte zum Gegenteil. Vgl. Aust (1971). Ausnahmen sind, wie man hier sieht, oft Reste eines anderen Sprachzustands. 9: Berliner Platz 1 nennt im Grammatikteil (S.141) nur wenige Beispiele der Komparativbildung. Darunter auch die Ausnahme wie »teuer« und die logisch bedenkliche Form »schwärzer« . Immerhin gibt das Buch (sehr verhalten) die Regel an: »Einsilbige Adjektive haben oft Umlaut.« (S.141). Trotzdem – sicherlich im Unterricht ausgleichbar - taucht dann im Übungsbuchteil, das Adjektiv »gesund« (S.228) ebenso auf. 10: Chudak fordert die Erlernung zahlreicher Lernstrategien durch den Schüler. Je mehr Lernstrategien, desto erfolgreicher ist angeblich der Schüler. Hier wird dem Schüler, meiner Meinung nach zu viel aufgebürdet. Viele Schüler die Deutsch lernen, sind erwachsen; es ist einfach nicht ganz passend, solchen mit Vorschriften zu kommen, dass sie ein Vokalheft oder dergleichen zu führen haben. Sebastian Chudak (2008): Training von Lernstrategien und -techniken für die Arbeit an der Grammatik in Lehrwerken für den DaF-Unterricht. In: Christoph Closta u.a (Hg.): Auf neuen Wegen. Deutsch als Fremdsprache in Forschung und Praxis. Göttingen. S. 125-141. 11: Ein mir bekannter Lehrer wurde zum Rektor zitiert und ermahnt, weil er zu viele gute Noten gab. Zur Problematik der Fehlerkorrektur, vgl.: Karin Kleppin (1998): Fehler und Fehlerkorrektur. Formen und Funktionen von Fehleranalyse, -korrektur und -therapie. Berlin: Langenscheidt.(= Fernstudieneinheit 19) 12: »Linguistic competence is an umbrella concept that comprises basic elements of written communication such as vocabulary or lexicon, grammar rules, and conventions in mechanics.” Esther Uso-Juan u.a.(2006): Current trends in the development and teaching of the four language skills. Berlin. S. 391. 13: Vgl.: John Corbett (2003): An intercultural approach to English language teaching. Clevedon. S. 20. 14: Hans-Jürgen Heringer (1995): Grammatikunterricht - wozu? In: Mitteilungen des Germanisten-Verbandes 2, S.9. 15: Virginie Fasel u.a.(2009) hat aufgrund ihrer Untersuchung resümiert (und damit auch die Idealität des Ansatzes gezeigt), dass auch im Jahr 2009 noch fehlt: «L’ elaboration de méthodes structurées pour l’ enseignement de l’ oral» : Virginie Fasel (2009): L’ oral? L’ oral! Mais comment? Apprendre, engseigner, évaluer l’ oral en classe de langue seconde. In: Babylonia 2, S.44. Es gibt (noch) keine verlässliche, strukturierte Methode mündliche Kommunikation zu lehren. Der Lehrer schafft lediglich den Sprechanlass. Und was ist denn, wenn ein Schüler Schwierigkeiten hat, Konversation zu betreiben? Welche didaktischen Mittel (außer: «Los, sprich!») stehen eigentlich zur Verfügung? 17: Dietmar Rösler (2007): Kommunikative Grammatik. Ein in Ehren gescheitertes Konzept? S. 45-54. In: Hans-Jürgen Krumm (Hg.): Bausteine für Babylon: Sprache, Kultur, Unterricht. München. Alle drei Zitate: S. 51. 18: Sevim Dagdelen: Teure Integrationskurse. Süddeutsche Zeitung. 9.12.2009. S. 41. 19: Eine Untersuchung unter Deutschschülern, welche die Wichtigkeit bestimmter Kursinhalte platzieren sollten, ergab, dass sich doch die meisten vom Unterricht grammatikalische Themen (Platz 1-9) erwarten, während beispielsweise Redewendungen erst auf Platz 10 und Phonetik weit ab auf Platz 15 landeten. Vgl.: Paul-Ludwig Völzing (1998): Über Inhalte des Grammatikunterrichts. S. 80. In: Paul-Ludwig Völzing (Hg.): Deutsch als Fremdsprache. Essen. S.73-93. 20: Zur Geschichte der Kontroverse, vgl.: Marlene Rall (2001): Grammatikvermittlung. In: Gerhard Helbig (Hg.): Deutsch als Fremdsprache – ein internationales Handbuch. Berlin. S. 880-887. 21: Es ist mir auch kein Lehrbuch bekannt, dass beispielsweise den Sprachunterschied in Formulierungen wie «ich finde es» und dem im Türkischen und anderen Sprachen stets weggelassenen Akkusativpronomen («ich finde» «buluyorum») grammatikalisiert und gar in Übungen erarbeitet: Ein sehr großes Verständnisdefizit der Lehrbuchautoren. 22: Lerngrammatiken kontrastiv auf der Schülersprache beruhen zu lassen, fordert auch Abraham. Walter Abraham (1998): DaF-Typologie. Die logische Struktur typologischer DaF-Grammatiken. In: Papiere zur Linguistik 59,2. S. 181-222 Die Gegenposition, eine Grammatik auf den typisch deutschen Spracheigenschaften beruhen zu lassen, vertritt Fabricius-Hansen. Catherine Fabricius-Hansen (1996): Nachdenken über Deutschgrammatiken für Ausländer. In: Journal of linguistics 17, S. 123-137). Auch sie muss allerdings einräumen (S. 128f), dass es seine solche Grammatik noch nicht gibt. 23: Nick C. Ellis (2003): Constructions, chunking, and connectionism: The emergence of second language structure. In.: Catherine J. Doughty u.a.(Hg.): The handbook of second language acquisition. Oxford. S. 85 24: Maren Pannenmann (2000): Does L1-grammar affect second language acquisition? A study investigating perceptive knowledge of German native speakers targeting another SOV-language. Groningen. S.3. Internet: http://home.medewerker.uva.nl/m.pannemann/bestanden/ Does%20L1%20Grammar%20affect%20second%20language%20acquisition.pdf 25: Offensichtlich beeinflusst die Kenntnis des Englischen die Satzstruktur. 26: Am ehesten entspricht das Lehrbuch «Lagune» mit den kleinen überschaubaren Kapiteln diesem Anspruch. 27: Dass im «Themen-aktuell»-Buch Indefinitpronomen in A1 Lektion 5 vorkommen, wäre ein solcher, grober Verstoß gegen die natürliche Ordnung. 28: Vgl. u.a.: Manfred Pienemann (1984): Psychological constraints on the teachability of languages, In: Studies in Second Language Acquisition (6/2), S. 186-214. Kritik der Praxis: Anke Lenzig (2004): Analyse von Lehrwerken für den Englischunterricht in den Grundschulen. In: Mitteilungsblatt des fmf Landesverband Schleswig-Holstein. (August/2004). S. 36-41.
Frank Schweizer (geb. 1969) studierte Philosophie und Germanistik in Stuttgart. Nach seiner Promotion über den österreichischen Autor Adalbert Stifter arbeitete er in einer Zeitschriftenredaktion. Seit 2003 lebt er als freier Autor und Dozent bei Esslingen. Er unterrichtet an der Universität
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