|
||||||||||||||||||||||
|
||||||||||||||||||||||
|
Die Nutzung des Internet als Ressource für die universitäre Lehre hat sich in vielen Bereichen als praktisch erwiesen. Das »Downloaden« von Unterrichts- und Lernmaterial ist bereits weit verbreitet. »eLearning« im Sinne der Abwicklung von Lehrveranstaltungen über das Internet befindet sich dagegen erst im Versuchsstadium.
»eLearning« oder »Telelearning«, wie es auch genannt wird, kommt aus dem Bereich der betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Schon CBT - Computer Based Training - wurde vor allem von großen Industriefirmen, Banken und Versicherungsunternehmen zur Personalschulung mit Erfolg verwendet. »Telelearning« in Verbindung mit »Distance Education« hat insbesondere in Amerika schon eine längere Tradition. Und daher liegt auch der Einsatzbereich der verschiedenen eLearning-Systeme, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, vornehmlich im Bereich der Schulung betrieblicher Mitarbeiter. Und wie bei CBT sind es auch hier vornehmlich ökonomische Überlegungen, die zu diesem Mittel greifen lassen: Die Schulung über das hauseigene Intranet ist für eine Firma meist wesentlich lukrativer als konventionelle Schulungsveranstaltungen außer Haus. Da bei betrieblichen Schulungen überdies vorwiegend klares, leicht darstellbares und abprüfbares Faktenwissen vermittelt wird, ist die Kursgestaltung auch eher problemlos.
eLearning dieser Art auch im universitären Bereich anzuwenden, ist hingegen nicht ganz unproblematisch, denn die Lehr- und Lernstrukturen sind hier recht unterschiedlich. Dazu kommt, dass selbst in den U.S.A., wo man zu diesem Zweck eigene VLEs - Virtual Learning Environments entwickelt hat, die technikunterstützte Lehre nicht ganz unumstritten ist. So wird etwa beklagt, dass »durch Fernsehvorlesungen, hausinterne Videoprogramme, Computerlernen und Lehrmaschinen« die »Kontakte zwischen Dozenten und Studenten weiter eingeschränkt« werden und warnt vor der »Entmenschlichung der Ausbildung«. Ein behutsames Herangehen an die neue Unterrichtstechnologie erscheint daher durchaus ratsam. Manche VLEs amerikanischer Provenienz sind auch deshalb nicht für alle Hochschulen geeignet, da in vielen dieser Systeme die Verwaltung der Lehrveranstaltungen mit der Lehre selbst eng verknüpft ist. Bei uns hingegen ist man eher bestrebt, diese Bereiche zu trennen. So hat die Universität Wien etwa in der Administration von Lehrveranstaltungen bereits mit Erfolg die Universitätsverwaltungssoftware UNIVIS eingesetzt. Zweifellos stoßen internetgestützte »Lernumgebungen« aber auch bei uns auf großes Interesse, und die Auseinandersetzung mit ihnen ist in vollem Gang. Eine Arbeit von Peter Baumgartner - Professor an der Universität Innsbruck und maßgeblich an der Erforschung von eLearning-Prozessen beteiligt - »Webbasierte Lernumgebungen - neue Ansätze zum Politiklernen« gibt Aufschluss über wesentliche Unterscheidungsmerkmale zwischen verschiedenen VIEs und ihre Vor- und Nachteile. Gleich zu Beginn findet sich darin ein in seiner didaktischen Tragweite nicht zu überschätzender Satz: »Hinter jeder Lernsoftware verbirgt sich ein bestimmtes theoretisches Lernmodell, ob dies den EntwicklerInnen oder AnwenderInnen bewusst ist oder nicht.« Das heißt also, dass jeder Lehrende mit der jeweiligen »Lernplattform«, die er akzeptiert, auch gleichzeitig das dahinter verborgende »Lernmodell« übernimmt, oft ohne sich dessen bewußt zu sein. Dadurch kann es u.U. sogar zu einer ungewollten Veränderung der Lernstruktur kommen:
»Ein krasses und in vieler Hinsicht vereinfachtes Beispiel möge dies illustrieren: Wenn Lehrinhalte softwaregestützt präsentiert werden und anschließend über Multiple Choice Tests abgefragt werden, so verhindert das didaktische Arrangement der programmierten Unterweisung eine konstruktive inhaltliche Auseinandersetzung. Hinter der scheinbar sachlichen Autorität des Programms bzw. des Computers verbirgt sich ein ganz bestimmtes Verständnis des Lernprozesses (Faktenwissen memorisieren, und reproduzieren).
Es gibt bereits sehr viele zur Unterstützung der Lehre angebotene Tools, sowohl Lernplattformen als auch VLEs, und sie sind noch dazu höchst unterschiedlich. Im Falle des konkreten Bedarfs, also etwa bei der Vorbereitung einer virtuellen Lehrveranstaltung, ist es daher nicht eben leicht, in der Fülle des Angebots das richtige System zu finden. Ein Blick auf die im Rahmen von ?Virtual Learning? von Hartmut Häfele zusammengstellte Angebotsliste mit 133 Links kann dies bestätigen: http://virtuallearning.weblogger.com/Ergebnisse/Linkliste Sucht man nach Beschreibungen der Systeme, findet man vornehmlich solche der Hersteller. Und diese sind nur selten so sachlich und informativ wie etwa eine von IBM Austria vorgelegte Studie über Erfahrungen aus Kundenprojekten. Es gibt aber auch bereits Diplomarbeiten, die eLearning-Systeme zum Thema haben. Auch hier steht allerdings vornehmlich der betriebliche Einsatzbereich im Zentrum der Überlegungen. Manche der dabei gewonnenen Einsichten sind allerdings auch auf den universitären Bereich anwendbar, etwa solche, die bestimmte allgemeine Voraussetzungen beschreiben, wie etwa die Lerner-Motivation. Thomas Lüke schreibt dazu:
»Motivation lässt sich untergliedern in intrinsische und extrinsische Motivation. Intrinsisch motivierte Personen lernen aus Interesse an dem Lerngegenstand selbst oder aus Spaß an der Beschäftigung mit dem Lerngegenstand. Extrinsisch motivierte Personen lernen, um bestimmte Ziele zu erreichen, wie den Erwerb eines Zertifikates oder Diploms, Erhalten des Arbeitsplatzes, betrieblicher Aufstieg, erhöhter Status, etc. Folglich sind extrinsisch motivierte Personen weniger am selbstgesteuerten Lernen interessiert, da ihre Motivation nicht mit dem Lerngegenstand selbst zusammenhängt, sondern extern bedingt ist.«
Vor der Wahl des konkreten Lernsystems muss allerdings noch eine viel grundlegendere Frage geklärt werden, die nach dem Kurstyp: Hatte man beim Wissenstransfer über das Internet zunächst die Ungebundenheit sowohl hinsichtlich des Ortes als auch der Zeit als Vorteil im Auge gehabt, so hat sich in jüngster Zeit ein Kurstyp erfolgreich etabliert, der die Anwesenheit eines Kursleiters, Tutors, Coach - oder wie immer man ihn nennen mag - erfordert. Man spricht dabei von sogenannten »synchronen« Kursen, da sie die zeitgleiche Anwesenheit aller teilnehmenden Personen im virtuellen Kursraum erfordern, während Kurse, bei denen die zeitgleiche Anwesenheit nicht erforderlich ist, »asynchron« genannt werden.
Es geht bei eLearning heute also nicht primär um das Herunterladen von Unterrichtsmaterialien oder um das selbständige Durcharbeiten von Lernprogrammen. Bereits seit Jahren gehören »Web-Konferenzen« zum Standard beim Wissenstransfer über das Internet, und solche Konferenzen waren und sind natürlich an sich ein »synchrones« Element. Vor wenigen Wochen haben zwei kanadische Universitätsprofessoren, die derzeit in Neuseeland arbeiten, an der TU Wien von ihren jahrelangen einschlägigen Erfahrungen berichtet. Und dabei spielten Web-Konferenzen eine ausschlaggebende Rolle. Zu Beginn waren es ausschließlich »Text-Konferenzen« - Lehrende und Studierende standen dabei schriftlich miteinander in Kontakt. Heute bevorzugt man meist »Audio-Konferenzen«. Dabei stehen alle, die an der Konferenz teilnehmen, über Mikrophone und Kopfhörer (oder Lautsprecher) miteinander in Verbindung. Damit kein Wirrwarr dabei entsteht, wird den ein-zelnen Leuten vom Kursleiter jeweils das »Rederecht« erteilt. Der nächste logische Schritt, die »Video-Konferenz«, ist hingegen in der Praxis der Online-Kurse lange nicht so gefragt. Es hat sich herausgestellt, dass es nicht viel bringt, die Bilder der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ständig vor Augen zu haben. Außerdem reichen die Bandbreiten der Übertragung für eine befriedigende Darstellung der Videos oft nicht aus. Was hingegen ein großer Vorteil ist, sind »Application Viewing« und »Application Sharing«. Im ersten Fall kann ein Bildschirmbild auf die anderen Bildschirme übertragen werden, im zweiten Fall kann sogar von den anderen Geräten aus aktiv auf diesen Bildschirm zugegriffen werden. Tools, die das alles schon können, gibt es im Internet heute sogar bereits kostenlos. Das bekannteste Beispiel dafür ist »Netmeeting« von Microsoft.
Außerhalb der betrieblichen Mitarbeiterschulung hat man mit den verschiedenen Kurstypen bis jetzt in der Lehrerfortbildung die meiste Erfahrung gewonnen. Dort zeigt sich ganz eindeutig eine Schwerpunkverlagerung zugunsten »synchroner« Kurse. Der Grund dafür ist klar: Synchrone Kurse bieten die Möglichkeit der direkten Kontaktnahme, sie erlauben sofortige Rückfragen und auch Gedankenaustausch, sie sind daher persönlicher, oft auch emotionaler, und all das ist offensichtlich gefragt. Asynchrone Kurse sind anonym und bedürfen daher, wie bereits angedeutet, einer ganz bestimmten Motivationslage, um bei der Zielgruppe anzukommen.
Das deutsche »Institut für Echtzeit-Lehrerfortbildung« im »Landesinstitut Schleswig-Holstein für Praxis und Theorie der Schule« (IPTS) ist ein vom schleswig-holsteinischen Bildungsministerium eingerichtetes, im Bereich eTeaching bundesweit tätiges Institut. Dort bemüht man sich, das Problem »eLearning« in den Griff zu bekommen: Seit mehr als einem Jahr werden Online-Kurse der verschiedensten Art angeboten. Sie stehen widmungsgemäß allen Lehrerinnen und Lehrern im deutschen Sprachraum kostenlos zur Verfügung: Der Leiter, Hartmut Karrasch, ist Experte auf dem eLearning-Sektor, insbesondere, was die Abhaltung der neuerdings stark gefragten »synchronen« Kurse betrifft. Das von Hartmut Karrasch bei »Fortbildung online« verwendete Lernsystem heißt »InterWise«, wurde in Israel entwickelt und ist in letzter Zeit durch einen Vertrag mit Microsoft zu einem Quasi-Standard geworden. Dieses System verfügt über eine Fülle von Möglichkeiten für die effiziente webbasierte Unterweisung: Audio-Konferenz mit Demonstration auf dem Whiteboard, auf dem auch gezeichnet, markiert und unterstrichen werden kann, und bei dem die Einbindung praktisch aller webrelevanten Optionen erlaubt ist: Bild - Sound - Film - Hyperlink - Powerpoint - Andere Applikationen - Prüfungsaufgaben - Frage - Schnappschuss - Application Sharing - Video etc. Zu Beginn wird ein Schulungsplan mit vorgefertigten Bausteinen erstellt, der dann live vorgetragen und kommentiert wird. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stehen in ständigem Audio-Kontakt mit dem Kursleiter und gegebenenfalls auch noch mit Co-Trainern. Sie können Fragen stellen, Textnachrichten senden usw. Und was besonders schön dabei ist: Der gesamte Vortrag kann mit Hilfe eines eingebauten »Recorders« aufgezeichnet werden. Es ist sogar möglich, Ausschnitte von Veranstaltungen oder voraufgezeichnete Elemente in den Live-Unterricht mit zu integrieren. Eine Kurspräsentation mit InterWise - rechts unten sieht man deutlich den »Recorder«! Hartmut Karrasch schreibt dazu:
»Wir bieten unsere Kurse völlig kostenfrei für Lehrkräfte an. Die Konzeption des Projekts ist unter >a href=«www.lernnetz-sh.de/l3n/eteaching.htm» target=blank>www.lernnetz-sh.de/l3n/eteaching.htm erreichbar. Ich persönlich kenne sämtliche synchrone Software (darunter auch Centra Symposium und LearnLinc, um nur die wichtigsten zu nennen). Wir bilden auch Lehrkräfte umsonst in InterWise aus, falls diese sich bereit erklären, Kurse auf der Plattform für alle anderen anzubieten. Man muss konstatieren, dass InterWise derzeit das stabilste System mit den weitgehendsten Möglichkeiten ist. (...)
An vielen Universitäten werden bereits Forschungen auf dem Gebiet des »eLearning« und Erprobungen verschiedener Systeme vorgenommen. Einerseits setzt man sich trotz der oben angedeuteten Inkompatibilitäten für die Adaptierung bestimmter amerikanischer Tools ein. So hat die Universität Innsbruck vor kurzem einen »Blackboard-Day« veranstaltet, bei dem den Repräsentanten der Herstellerfirma Gelegenheit zu ausführlicher Demonstration ihres Systems geboten wurde. An der Universität Wien wird seit einiger Zeit im Projektzentrum Lehrentwicklung - Zentrum für überfakultäre Forschung im Auftrag der Vizerektoren an der Erprobung von eLearning-Systemen gearbeitet. Eine besonders interessante Initiative geht von der Wirtschaftsuniversität Wien aus. Dort hat Dr. Michael Hahsler von der Abteilung für Informationswissenschaft im Jänner 2001 im Rahmen einer Dissertation über Analyse Patterns eine Case Study zur Virtuellen Universität an der WU vorgelegt.
Seine Arbeit beschäftigt sich mit der Anwendung von Patterns in der Analysephase der Softwareentwicklung, welche seit einigen Jahren in der Designphase eingesetzt werden, um Expertenwissen und Wiederverwendbarkeit in den Designprozeß einfließen zu lassen. In seiner Arbeit wird die Anwendung des Pattern-Ansatzes in der Analysephase aufgearbeitet und konkretisiert. Analyse Patterns unterstützen den gesamten Softwareentwicklungsprozeß und helfen, bekannte Probleme während der Analysephase zu lösen. Dadurch können Zeit und Kosten bei der Entwicklung neuer Softwaresysteme eingespart werden. Diese Eigenschaften von Analyse Patterns werden anhand konkreter Beispiele in einer Case Study nachgewiesen. Diese Case Study beschreibt den Einsatz von Analyse Pattern für das Informationsmanagement anhand des Projekts »Virtuelle Universität« der Wirtschaftsuniversität Wien, in dem ein »Internet-Informationsbroker« zur Unterstützung von Lehre und Forschung realisiert wird. Die Erfahrungen aus diesem Projekt werden untersucht und die Auswirkungen der Analyse Patterns auf Wiederverwendung bei der Softwareentwicklung und auf die Akzeptanz des resultierenden Systems präsentiert.
»Druckerversion (Neues Fenster)
nach oben, zurück zur Übersicht |
|
||||||||||||||||||||
|